Die Sache mit dem Vergleichen
Heute möchte ich über ein Thema schreiben, das, glaube ich, für viele eine große Relevanz hat oder zumindest mal hatte – mich eingeschlossen. Es ist ein Thema, das uns das Leben ganz schön schwer machen und von dem sich zu lösen ziemlich tricky sein kann. Die Rede ist vom Vergleichen.
Mir kommt es so vor, als wüssten wir eigentlich alle, dass es uns nicht gut tut und doch tappen wir immer wieder ins alte Muster und vergleichen uns mit anderen. Das merken wir dann leider meistens erst, wenn wir schon mitten drin sind … Immer und immer wieder, bis es dann – irgendwann – weniger wird.
Hand auf’s Herz: Wer fühlt sich davon nicht angesprochen?
Der Vergleich kommt wenn wir Mangel empfinden
Mir geht es so, dass ich mich immer dann besonders streng mit anderen vergleiche, wenn ich gerade nicht in meiner Kraft und nicht in Hochform bin. Wenn ich körperlich angeschlagen bin oder es gerade beruflich nicht so gut läuft. Oder auch in der Liebe. Wir haben ja die Tendenz, uns aus einem Mangel heraus zu vergleichen. Wenn wir obenauf sind, kann uns nichts und niemand was anhaben, egal wie reich und schön und erfolgreich und happy sie sind. Und wenn wir es doch tun, schneiden wir von unserem Hoch aus meistens ziemlich gut ab. Wenn wir uns aber schwach fühlen, sehen wir vor allem all das, was die anderen – alle anderen, vermeintlich – haben und wir nicht. Darüber übersehen oder vergessen wir, wie reich uns das Leben beschenkt hat. So reich, dass andere sich im Vergleich mit uns ganz klein fühlen …

Erinner Dich. Immer wieder.
Wenn wir im tiefen Tal sitzen und nicht sehen können, wie reich wir eigentlich sind, nerven uns Sprüche wie „Sei Du selbst, alle anderen sind schon vergeben” (und wahrscheinlich auch so ein Artikel), eher als dass sie uns helfen. Dabei steckt viel Wahrheit in dieser easy-peasy Küchen-Psychologie …
Und: Oft liegt tatsächlich in der Dankbarkeit der Schlüssel zum Glück. Wieder so ein kluger Spruch … sorry 😉 Aber es stimmt! Ein Dankbarkeits-Ritual am Ende eines jeden Tages kann Dir helfen, klarer zu sehen. In diesem Artikel mit meiner persönlichen Top 20 für mehr Wohlbefinden schreibe ich darüber unter Punkt 13.

Das mit dem Vergleichen beziehungsweise eben dem Nicht-Vergleichen ist etwas, das man wirklich üben und an das man sich selbst immer wieder selbst erinnern darf. Erinnere Deine guten FreundInnen daran,dass sie einzigartig sind, wenn sie gerade in der Ich-bin-nichts-und-alle-anderen-sind-besser-als-ich-Falle sitzen. Und lass Dich andersrum auch von deinen FreundInnen daran erinnern. Lasst uns uns gegenseitig helfen, unsere Einzigartigkeit zu sehen und zu feiern.
Dieser Artikel ist so eine Erinnerung, mit der ich mich an euch und an mich selbst richte.
Denn ich habe einen ziemlich guten Trick gefunden, mit dem sich das ewige Vergleichen umlenken lässt. Den teile ich mit euch und dazu noch eine wunderbare und sehr heilsame Übung, die euch hoffentlich (und hoffentlich nachhaltig) das Herz und die Augen öffnen wird.
Guten Morgen, Vergleich! Auch schon wach?
Dass ich gerade jetzt über dieses Thema schreibe, liegt an folgendem auslösenden Heureka-Moment: Neulich morgens döste ich neben meinem noch schlafenden Freund im Bett und alles war schön. Das Licht im Zimmer war weich, unter der Decke war es warm, sein atmender Körper dicht an meinem … Ich war schon ein bisschen wach, aber noch nicht richtig, und hing träge ein paar Gedanken nach. Unter anderen dachte ich an ein Angebot, das mir vor Jahren gemacht wurde. Es ging um eine geschäftliche Partnerschaft, die ich damals sehr bauchgesteuert und aus dem Gefühl heraus abgelehnt hatte, dass ich dafür nicht bereit sei. In diesem dösigen Zustand hatte diese Erinnerung noch keinerlei positive oder negative Konnotation. Das änderte sich schlagartig, als mein Freund aufwachte und ich ihm erzählte, woran ich gerade dachte.
Wenn die Vergleichs-Falle zuschnappt …
Kaum hatte ich begonnen, die Erinnerung in Worte zu fassen, bekam sie einen Kontext und damit auch mögliche Was-hätte-sein-können-Konsequenzen, die in bunten Farben in mir Gestalt annahmen. Mich flutete eine Woge des Bedauerns sehr zu meiner eigenen Überraschung wurde ich unfassbar traurig. Doch damit nicht genug: Ich stellte plötzlich alles, all meine bisherigen Lebensentscheidungen in Frage. Sorgen begannen sich an meinem Horizont zu sammeln wie dunkle Wolken … Was würde nur aus mir werden?
Während ich darüber schreibe, muss ich fast lachen, so melodramatisch klingt das Ganze, aber vielleicht kennt ihr das. Dass man in solchen Zuständen schnell sehr extrem und existenziell wird. Ich malte mir aus, wie gut ich in dem Job sicher geworden wäre und befand, dass meine Ablehnung unüberlegt war und von mangelnder Intelligenz und Smartness zeugte. Auf jeden Fall war ich weniger smart gewesen als die Person, die den Job heute macht. Zack, schon saß ich in der Vergleichsfalle.
Das Ding ist: Ich weiss, dass ich damals einfach nicht so weit war. Natürlich wäre ich in die Rolle hineingewachsen und wäre ganz bestimmt gut in dem Job. Damals war ich aber noch nicht erwachsen genug, um überhaupt so weit zu denken. Und im Grunde ist es auch müßig, darüber nachzudenken. Jetzt würde ich anders handeln, damals konnte ich es nicht. Es ist wie es ist.
Die Heilung: Vergleich dich mit dir selbst!
Und hier liegt die Heilung: Darin zu sehen, welche Welten zwischen meinem früheren Ich und meinem heutigen Ich liegen. Dass ich sehen und anerkennen kann, wie sehr ich mich entwickelt habe! Natürlich bin ich noch die gleiche, doch ich bin so sehr gewachsen. Über mich selbst hinaus! Mir sind Flügel gewachsen. Mein Herz ist gewachsen, mein Verstand, meine Fähigkeiten. Ich bin die bislang beste Version meiner Selbst.

Deshalb darf hier Schluss sein mit dem Vergleichen. Zumindest mit den Vergleichen mit anderen. Du musst Dich nicht mit anderen vergleichen und schon gar nicht mit Superhelden. Vergleiche Dich mit Dir selbst! Das ist der Trick. Schau Dir in Ruhe und ganz genau Deine früheren Ichs an und sieh, wie sehr Du gewachsen bist und Dich entwickelt hast. Welche Erfahrungen Du gesammelt hast! Auch Du bist jetzt, in diesem Moment, wahrscheinlich die beste Version deiner Selbst. Und das Buch ist noch lange nicht zu Ende geschrieben …
Ein Ritual zum Loslassen
Der Trick ist eine Sache. Was auch hilft, sind Rituale, bei denen Du das, was Dir nicht mehr dient, symbolisch verbrennst. Ich zum Beispiel habe in den zurückliegenden Rauhnächten symbolisch das Vergleichen verbrannt und tatsächlich scheint es mir, als hätte es ein bisschen geholfen.
Kleiner Exkurs zu den Rauhnächten: Diese 12 Nächte liegen in der Zeit zwischen dem 24. Dezember und dem 5. Januar (die zeitliche Differenz zwischen dem Mondkalender mit seinen 354 und „unserem” gregorianischen Kalendersystem mit seinen 365 Tagen). Diese Zeit „zwischen den Jahren” haben nach heidnischem Glauben eine besondere Energie und werden daher gern für Rituale genutzt, in denen es viel darum geht, Altes loszulassen und Neues einzuladen.
In einer dieser Nächte habe ich also „Vergleichen” auf eine Kerze geschrieben und diese dann in den folgenden Nächten komplett herunterbrennen lassen. Seitdem scheint es mir, als hätte sich tatsächlich etwas verändert: Zwar vergleiche ich mich immer noch mit anderen, doch die Wirkung ist irgendwie nicht mehr ganz so durchschlagend und auch nicht mehr so destruktiv. Wie an diesem Morgen: Ich vergleiche, bemerke recht schnell, dass ich vergleiche und kann durch diese Realisierung auch schnell wieder meine eigenen Qualitäten erkennen. Ich gehe dann in die Selbstliebe, die sich wie ein helles Licht den Weg durch die dunklen Wolken bricht und fühle, wie ich wieder mehr in meine Kraft komme.

Wenn Du das auch mal ausprobieren möchtest, brauchst Du nicht auf die nächsten Rauhnächte zu warten. Schnapp Dir eine Kerze, schreib drauf, was Du loslassen möchtest – z.B. Vergleichen oder auch etwas anderes. Schreib die ganze Kerze voll, wenn Du willst. Ich habe auch mehrere Dinge notiert, an die ich mich jetzt schon gar nicht mehr erinnere, was vielleicht ein gutes Zeichen ist. Und dann zünde die Kerze noch heute an!
Alternativ kannst Du auch alles auf einen Zettel schreiben und ihn in einem kleinen Mini-Ritual draußen oder im Waschbecken verbrennen.
Healing in drei Schritten: Eine Reise in die eigene Vergangenheit
Und jetzt kommen wir zur versprochenen Übung! Die hat es in sich, kann aber sehr heilsam, sehr augen- und herzöffnend sein. Wenn Du Dich wirklich drauf einlässt, wird sie Dir auf regelrecht körperliche Weise vor Augen führen, wie großartig und einzigartig Du bist und was Du in Deinem Leben schon alles geleistet hast.
Ich habe die Übung vor drei Jahren beim Portugal Spirit Festival in Cascais bei einem Workshop mit Emily Kuser gemacht. Sie beinhaltet eine kleine Reise in die eigene Vergangenheit. Und zwar nimmt man in drei Phasen seines Lebens Kontakt zu dem jeweiligen früheren Ich auf und spricht mit sich selbst.
Und so geht’s:
Such Dir einen schönen, geschützten und ruhigen Ort, an dem Du Dich wohl fühlst. Setz Dich bequem hin, z.B. in Deinen Lieblingssessel oder auf ein Meditationskissen … Halte Taschentücher bereit, wenn Du nah am Wasser gebaut bist. Es kann ganz schön emotional werden. Wenn Du einen Meditations-Timer hast, stell ihn so, dass alle 5 Minuten ein sanfter Gong ertönt. Das ist aber optional.
Schritt 1: Neugeboren
Schließe die Augen und nimm Kontakt mit Deinem Atem und mit deinem Körper auf. Lass Dir hierfür ein paar Atemzüge Zeit. Wenn Du zur Ruhe gekommen bist, wandere in der Zeit zurück und zwar in die Zeit, als Du gerade frisch geboren warst.
Öffne nun Deine Augen, halte die Arme so, als würdest Du Dich selbst in den Armen wiegen, neige den Kopf so, dass Du Dir selbst in Dein eigenes Babygesicht schauen kannst und dann beginne, laut in Deiner Sprache zu Deinem neugeborenen Ich zu sprechen. Sage alles, was Du Dir sagen möchtest. Alles, was Du Dir wünschst, was Du Dir mitgeben möchtest. Worauf Du Dich vorbereiten möchtest. Vielleicht möchtest Du Dich aber auch einfach nur begrüßen, Dich verzückt anschauen, Dich liebkosen und liebhaben. Lass alles kommen, was kommt.
Spoiler-Alert: Bei dem Workshop in Portugal sind alle sofort in Tränen ausgebrochen und ich auch. Ich habe fast die gesamte Session durchgeheult! Und zwar mit Wonne.
Bleib so lange bei Deinem Baby, bis der Gong zweimal ertönt ist.
Schritt 2: Teenager
Dann schließe kurz die Augen und nimm Kontakt zu Deinem Teenager-Ich auf. Öffne die Augen wieder und stelle Dir Dich selbst vor, sieh Dich richtig vor Dir und schau Dir in Deine eigenen Augen. Sprich wieder laut zu Deinem Teenager-Ich, gib Dir alles mit, was Du Dir sagen willst. Du kannst Dir auch Fragen stellen oder Dich einfach mit Dir unterhalten, was immer kommt.
Ich habe damals in der Session erst gesehen, wie lost ich als Teenager eigentlich war. Als ich mitten drin steckte in der Pubertät, habe ich mich – wie viele von uns wahrscheinlich – für unbezwingbar, unfassbar cool und auch schon sehr erwachsen gefühlt. Tatsache ist: Ich war lost. Und sehnte mich nach jemandem, der mich leitet. Das so klar zu sehen, hat sehr weh getan, aber es war auch unfassbar heilsam. Denn in dieser Healing-Session konnte ich meinem Teenager-Ich meine eigene Hilfe anbieten. Ich konnte ihr sagen, dass egal, welchen Blödsinn sie macht, sie heil da rauskommt, dass ich immer für sie da bin und sie nicht allein ist. Und das war einfach nur schön!
Bleib bei Deinem Teenager-Ich bis der Gong zweimal ertönt ist.
Schritt 3: Jetzt
Dann schließe wieder kurz die Augen und nimm Kontakt zu Deinem jetzigen Ich auf. Öffne die Augen, sieh Dir selbst ins Geschicht und sage Dir alles, was Du Dir sagen willst.

Bei mir geschah in dieser Phase etwas Wunderbares: Ich konnte klar alles sehen, was ich geleistet habe. Den Weg, den ich vom kleinen unbeschriebenen Baby und auch von der verwirrten Pubertierenden bis hierhin gegangen war. Welche Untiefen ich durchwatet, welche Herausforderungen ich gemeistert hatte. Es war so empowering und schön!
Bleib bei Deinem jetzigen Ich bis der Gong zweimal ertönt ist und dann schließe die Augen und leg Dich hin. Deck Dich mit einer Decke zu wenn Du möchtest, lege eine Hand auf Deine Brust, die andere auf Deinen Bauch und fühle einfach nur nach. Bleib so lang liegen wie Du möchtest und lass alles zu, was sich zeigen möchte, fühle alles, was kommt.
Der Workshop damals war nur für Frauen, aber ich halte die Übung für Männer für genauso wichtig. Sie lässt sich allein oder in der Gruppe (z.B. auch per Zoom) praktizieren.
Die Sache kann, wie gesagt, ziemlich emotional und tränenreich werden, daher kann es schön sein, wenn man sich hinterher gegenseitig Support geben kann. Es kann aber auch ein sehr empowerndes Erlebnis sein, die Übung allein zu machen. Mag sein, dass Du Dich hinterher so gestärkt und mit Dir selbst verbunden fühlst, dass Du das lieber allein auskosten möchtest. Entscheide selbst!
Wenn Du die Übung gemacht hast und etwas teilen möchtest, freue ich mich, wenn Du mir einen Kommentar schreibst oder auch eine direkte Nachricht per Mail.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall eine schöne Reise durch Deine Vergangenheit und ein schönes Connecten mit deinen früheren Ichs.
Sei Du selbst, in Deiner wunderbaren Einzigartigkeit!
Und eins möchte ich Dir noch mitgeben: Du bist einzigartig, wir alle sind einzigartig. Ich und Du und sie und er … Wir sind wunderbare Wesen, die sich niemals mit jemand anderem vergleichen und dabei klein fühlen müssen! Wir sind liebenswürdig, stark, fantastisch – genauso wie wir sind! Vergesst das nicht! Und falls doch, ist hoffentlich jemand (oder ein Spruch auf einer Tasse oder ein Artikel auf einem Blog) da, der euch daran erinnert …
Aus tiefstem Herzen alles Gute und Liebe, eure Noémie
So wahr und so wunderbar geschrieben! Oft reicht es ja auch schon, dass wir uns ins Bewusstsein rufen, nicht unsere Gedanken zu sein. Neulich habe ich einen Limiting Beliefs Hack gelernt. Ich fand mich in einer Situation wieder, derer ich mir nicht gewachsen vorkam. Self Limiting Belief: Ich bin nicht gut genug. Ich bin noch nicht soweit. Andere können das besser… Anstatt diese Gedanken wegzudrücken, sah ich mir den Gedanken an und entfernt mich nach und nach von ihm mit folgenden drei Schritten (im Kopf oder auch laut aussprechend:
1. Ich fühle mich nicht bereit, andere können das besser.
Danach:
2. Ich empfinde einen Gedanken, der mich fühlen lässt…
Danach
3. Ich merke, wie ein Gedanke mir mitteilen möchte…
Auf diese Weise konnte ich mich Schritt für Schritt von den Emotionen lösen, die dieser Gedanke in mir ausgelöst hat.
Love & Light
Kat
Hey, meine Liebe,
vielen Dank für das Teilen deines Life Hacks, den ich auch großartig finde! Mit einer ähnlichen Methode konnte ich neulich eine große Wut in mir mit Abstand sehen und dann in Liebe umwandeln.
Das alles soll ja nicht heissen, dass wir gewisse Gefühle nicht haben dürfen. Aber es ist so wichtig, dass wir uns von ihnen nicht zerfressen lassen, sondern in unserer Kraft bleiben.
Love and light to you too!