Commitment. Warum Self-Respect zu Self-Love dazugehört

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Dieser Post ist Teil der Serie „Alltagsschnipsel”. Diese basiert auf der „21 days of writing journey” von Mike Dooley aka. the Universe talks bei der jeden Tag ein neues Stichwort zum Nachdenken und Schreiben einlädt. Diesmal geht es um Commitment.


Ich gegen den Schweinehund

Kennt ihr das: Man nimmt sich vor, etwas zu tun, und zwar regelmäßig, und dann wird man nachlässig und träge, verschiebt es immer wieder oder bleibt nur so halb am Ball? Dieses Thema taucht immer wieder auf. Nicht nur bei mir, sondern bei den vielen Menschen, die ich kenne. Mein Cousin tut sich schwer damit, nach längerer Pause wieder regelmäßig zum Badminton-Training zu gehen, mein Freund muss sich manchmal zum Klavierspielen pushen, ich zum Laufen und zum Schreiben. Uns allen ist gemein, dass wir die Dinge, zu denen wir uns hier zwingen müssen, wirklich lieben und wirklich wollen. Trotzdem schleicht sich eine Behäbigkeit ein, die uns manchmal zurück hält und die zu überwinden sich fast wie ein Kampf anfühlt.

Nur: Je länger wir zögern, desto unwahrscheinlicher wird, dass wir etwas tun und desto schwerer fällt es uns auch. Angeblich hat man ja bereits verloren, wenn man nur drei Sekunden über etwas nachdenkt. Dann bleibt man einfach auf dem Sofa sitzen. Deshalb: just do it! Nicht lange überlegen, einfach losmachen. (Lies hier meinen Artikel zum Thema: „Wie Immediacy mein Leben verändert hat. Ein Call for Action aus der Zwangspause.”) Und im Zweifel – das habe ich an anderer Stelle schon mal geschrieben – einfach schon mal die Laufklamotte anziehen. Dann geht man eher los.

An guten Tagen, wenn die Sonne scheint, wir verknallt sind und uns wunderschön finden, fällt uns alles leicht. Meditieren, Laufen, Yoga, Schreiben … sogar blöde oder langweilige Sachen, wie z.B. putzen. An anderen Tagen fällt alles schwer. Wenn der Himmel grau ist und wir verkatert sind zum Beispiel. Das Tückische jedoch ist: Wenn wir dann das Terrain dem inneren Schweinehund überlassen, fühlen wir uns hinterher auch nicht besser. Klar, zuerst ist alles super gemütlich und cosy, aber am Ende des Tages, wenn wir nichts auf die Reihe gekriegt haben, fühlen wir uns doof. Wenn wir daraus aber nichts lernen sondern dieses Verhalten zum Standard werden lassen, kommt uns der Antrieb immer mehr abhanden.

Stärker im Rudel – such dir Verbündete!

Wir dürfen uns also immer wieder einen Ruck geben. Uns selbst in den Arsch treten. Wenn dir das nicht allein gelingt, such dir Verbündete, die dich motivieren! Tu dich mit Leuten zusammen, die entweder das gleiche tun wie du – Schreibclub, Sportverein, you name it – oder aber schare tolle Freunde um dich (solltest du sowieso tun), die vielleicht was anderes machen, aber in einem ähnlichen Mindset unterwegs sind wie du und dich gut kennen. Dann könnt ihr euch gegenseitig motivieren, inspirieren, euch gegenseitig bei der Stange halten und eure jeweiligen Erfolge feiern. Das hilft so sehr, du wirst sehen!

So mache ich es zum Beispiel mit dem Laufen: mit meiner guten Freundin Kathi habe ich einen super zuverlässigen Running-Buddy. Wir laufen zwar nicht zusammen, motivieren und pushen uns aber gegenseitig. Im Mai haben wir sogar eine Challenge auf Instagram ausgerufen, bei der wir 100, respektive 160 Kilometer im Monat schaffen wollten und schließlich auch geschafft haben. Ich 120, sie 160. Und selbst jetzt, wo wir keine Challenge mehr „am Laufen” haben (sorry, der musste sein) motiviert es mich immer ungemein, wenn ich höre, dass sie schon laufen war oder noch geht. Dann gebe ich mir meist auch einen Ruck, freue mich hinterher und bin anschließend richtig stolz auf mich. Und uns.

Versprochen ist versprochen. Put yourself first!

Beim Schreiben ist das schon schwerer, denn das mache ich eher mit mir selbst aus. Letzte Woche hatte ich andere Prioritäten, die mir wichtig waren und die meine ganze Zeit und Aufmerksamkeit erforderten. Also habe ich das Schreiben vorübergehend pausiert, mir jedoch vorgenommen, so bald wie möglich wieder damit weiterzumachen. Für heute hatte ich es mir fest vorgenommen und auch Zeit eingeräumt. Trotzdem wurde der Gedanke von einer ganz komischen Mischung aus Hemmung und Bequemlichkeit begleitet, von einem leisen „Ja, mal sehen … vielleicht ja auch doch nicht … okay, wenn’s passt …”

Woher kommt das? Warum verpasse ich meiner Leidenschaft, meinem Herzensprojekt das Label „wird später erledigt, wenn’s noch reinpasst”, während ich bezahlten Jobs meist sofort Priorität einräume? Das kann doch eigentlich nicht sein? Warum gehe ich – und ich glaube, dass es vielen so geht – so leichtfertig mit den Versprechen um, die ich mir selbst gebe? Wieso breche ich sie oft ohne mit der Wimper zu zucken, während ich mir das bei anderen nie erlauben würde? Das hat nicht nur mit Standards und guter Erziehung zu tun, sondern wahrscheinlich auch damit, dass wir bei „echten Jobs” für die wir bezahlt werden, ein „echtes” Gegenüber haben (echt = extern ≠ nicht wir selbst), das wir nicht enttäuschen wollen und dem wir beweisen wollen, dass wir unser Geld wert sind. Schön und gut. Aber nicht schön. Und nicht gut.

The commitment epiphany – Moment der Erkenntnis

Tatsächlich war ich vor einigen Monaten schon mal weiter. Beziehungsweise an genau dem gleichen Punkt. Es war Mitte Mai. Ich befand mich am tiefsten Punkt eines ziemlich schlimmen Corona-Zukunftsangst-Tiefs, überfordert, gelähmt und planlos. Da ereilte mich in einer Meditation eine Art Erleuchtung. Es war ein Heureka-Erlebnis, das ich später nur noch als „Commitment Epiphany” bezeichnen sollte. Mitten in die meditative Stille hinein platzte nämlich die Erkenntnis, dass etwas gewaltig schief lief in meinem Leben und dass dieses etwas mit fehlendem Commitment mir selbst und meinen Träumen gegenüber zu tun hatte. Während ich mich anderen gegenüber meistens penibel und vorbildlich an meine Versprechen hielt, als hinge mein Leben, zumindest aber meine Ehre und die meiner ganzen Familie davon ab, ging ich mit meinen eigenen Vorhaben und Plänen eher schludrig und nachlässig um. Nach dem Motto „kommste heute nicht, kommste morgen”. Mir wurde klar, dass mich unter anderem dieses Verhalten in besagtem Tief gefangen hielt, weil ich meinen Träumen so natürlich keinen Schritt näher kam.

Self-Love und Self-Respect

Ein gewisses Maß an Nachlässigkeit mit sich selbst finde ich ja in Ordnung. Wenn man Self-Love praktiziert, muss man ja schon schauen, dass man – gerade in schweren Zeiten – nicht zu hart mit sich selbst umgeht und sich nicht über die eigenen Grenzen hinweg pusht. Was man aber vor lauter Nachsicht nicht übersehen sollte: Self-Love und Self-Care funktionieren nur dann, wenn man auch Self-Respect praktiziert. Und das bedeutet, dass man mit sich selbst verbindlich ist. Dass man die eigenen Ziele verfolgt und alles dafür tut, die eigenen Wünsche zu verwirklichen. Dass man wirklich dranbleibt, sich so sehr selfloved und -respected, dass man gar nicht auf die Idee kommt, sich selbst hängen zu lassen.

Ich habe mir jedenfalls in diesem Moment das heilige Versprechen gegeben, dass ich mich ab jetzt als erstes mir selbst gegenüber committe. Es hat sich irre gut und fast schon feierlich angefühlt. Verbindlich und bindend. So sehr, dass ich tatsächlich noch am gleichen Nachmittag zum ersten Mal 100 Kilometer in einem Monat gelaufen bin. Mit rund 88 Km war ich bereits nahe dran, sah aber irgendwie keine Notwendigkeit, die runde Zahl voll zu machen. Mit diesem neuen Spirit aber, mit diesem „Ich reiße auch mal richtig gute Sachen nur für mich selbst” im Sinn, hatte ich doppelt so viel Feuer im Blut und Kraft in den Beinen.
Kein Wunder, dass das Laufen in dieser Zeit zu einem wichtigen Bestandteil in meinem Leben wurde. Vorher war ich nie so richtig drangeblieben und hatte auch nur eine mittelmäßige Kondition. Inzwischen laufe ich jeden Monat um die 100 Kilometer, mindestens zwei Mal pro Woche und habe eine richtig gute Kondition etabliert. Es gehört zu meiner Wellbeing- und Selfcare/Selfrespect-Routine dazu. Und es macht mich glücklich.

Was aber eigentlich noch viel wichtiger ist als das Laufen, ist dass ich mir schon damals fest vorgenommen hatte, jeden Tag zu schreiben. Ich wollte jeden Tag schreiben, um in die „Writer’s energy” zu kommen und dem Universum ein klares Zeichen zu geben. Nach dem Motto: „Hey, du da oben. Ich bin ab jetzt Autorin. Mit mir darfst du rechnen. Und eines Tages schreibe ich ein Buch.”
Dass ich davon in der Zwischenzeit wieder etwas abgekommen bin, ist wahrscheinlich einfach menschlich und unterstreicht, was ich vorhin zum Thema Verbündete sagte. Kleine Reminder von Freunden helfen – zumindets mir – ungemein.

Tricks, um am Ball zu bleiben

Ein Trick ist, sich das Vorgenommene am Vorabend ins Tagebuch zu schreiben. Das kannst du auch easy mit deiner gratitude practice kombinieren. (Mehr darüber kannst du in meiner Top 20 für mehr Wohlbefinden lesen. Zusammen mit einigen anderen Punkten, um die es hier auch schon ging.) Wenn ich mir für den nächsten Tag etwas vornehme, von dem ich weiss, dass ich dafür meinen inneren Schweinehund überwinden muss, notiere ich es mir einfach. Dann kommt nach „Heute bin ich dankbar für …” noch ein kurzer Absatz à la „Morgen möchte ich xyz machen.” Dadurch dass ich das Versprechen schriftlich festhalte, bekommt es mehr Kraft. Es ist dann fast wie ein Vertrag mit mir selbst, an den ich mich natürlich halten.

Was noch helfen kann: Sich vorzustellen, wie gut man sich nach getaner Tat fühlt. Das funktioniert beim Sport eben so gut wie für’s Meditieren oder Schreiben oder jede andere Tätigkeit.
Mike Dooley z.B. empfiehlt, sich eine Minute lang die Freude vorzustellen, die man darüber empfinden wird, dass man eben einen Killer-Text geschrieben hat und zwar noch bevor man Laptop oder Schreibheft überhaupt aufklappt. Er empfiehlt, so richtig „in das Gefühl reinzugehen”, eine Minute lang jubelnd durch die Wohnung zu tanzen, die Arme in die Luft zu recken, „woohooo” zu schreien, das volle Programm … Ich hab das mal ausprobiert und kann euch sagen: So eine Minute kann sich verdammt lang anfühlen. Irgendwann musste ich einfach lachen. Das hat mich auf jeden Fall gekickt. Ich glaube trotzdem eher nicht, dass ich das übernehmen werde, aber hey, wer weiß … vielleicht wenn ich mal so richtig uninspiriert bin und dringend einen Push brauche.

Actions speak louder than words. Die Lorbeeren ernten.

Wie dem auch sei. Tatsache ist: Man fühlt sich immer besser, wenn man tut, was man sich vornimmt.

Wenn ich gelaufen bin, fühle ich mich energetisiert, stark, wach und lebendig. Mein ganzer Körper ist durchblutet und pulsiert, ich spüre meine Muskeln und Herz und das fühlt sich toll an.

Nach dem Meditieren fühle ich mich geerdet, gelassen, glücklich, erfrischt. Ich nehme mich selbst besser wahr und kann klarer zwischen Gedanken und Emotionen unterscheiden. Vor allem nehme ich auch klarer wahr, was wirklich aus mir selbst kommt und was von außen. Das stärkt mich und trägt dazu bei, dass ich mich meiner Intuition stärker verbunden fühle.

Nachdem ich Yoga gemacht habe fühle ich mich ausbalanciert, gedehnt, fit und schön.

Und auch jetzt fühle ich mich richtig gut, weil ich das Schreiben wieder aufgenommen habe. Ich fühle die kreative Energie durch mich hindurchfließen, fühle mich beflügelt. Es beglückt mich, einen Text zu komponieren und ich habe Spaß am Spiel mit den Worten. Ich fühle mich inspiriert, meine Gedanken fließen, ich habe gute Ideen und vor allem verstehe ich auch einige Dinge klarer, die mir vorher vielleicht nur vage und unsortiert im Kopf herum gegangen sind.

Was aber besonders wichtig ist und was für alle diese Dinge gilt: Wenn ich sie tue und nicht aufschiebe, fühle ich die volle Dröhnung von Self-Love und Self-Respect. Und das ist ein Gefühl, das man kaum toppen kann.

Alles eine Frage des Mindsets

Insofern ist dies hier wirklich ein Plädoyer dafür, dem inneren Schweinehund nicht einfach so das Feld zu überlassen. Klar, manchmal hat man Angst davor, zu versagen. Auch ich kenne diese „Ängste” nur zu gut, oder zumindest die Sorge, dass ich heute vielleicht super unruhig bin und die Meditation daher irgendwie nicht so gut läuft. Oder ich fühle mich nicht ganz so energetisch und mache mir Sorgen, dass mir das Laufen zu anstrengend wird, dass ich beim Yoga die Klasse nicht durchhalte oder gewisse Asanas nicht gut hinkriege. Beim Schreiben habe ich manchmal Angst vor dem weißen Blatt und fürchte, dass mir keine guten Gedanken kommen, dass alles, was ich an diesem Tage zustande bringe, nur Schwachsinn ist. Das ist alles möglich. Nur gibt es darauf auch immer Antworten:

  1. Beim Meditieren geht es nicht darum, die Meditation „zu schaffen”, sondern darum zu lernen, anzunehmen was ist.
  2. Wenn es eine kleine Laufrunde wird, so what? Hauptsache, raus und den Körper bewegen. Das gleiche gilt für’s Yoga: Jeder Tag, jede Klasse ist anders. Die Hauptsache ist, man tut es und nimmt an, was ist. Manchmal denkt man auch nur, man ist zu schlapp und dann wird es der beste Run oder die beste Klasse des Monats. Hauptsache ist doch, es macht auch Spaß 🙂
  3. Wenn der Text für die Tonne ist: egal. Es wird eine Erfahrung sein und mich trotzdem weiter bringen.

Und wenn du trotzdem noch zweifelst, dann versuch, dich soweit dem Vertrauen hinzugeben, dass du nicht nur die Erfolge feierst, sondern auch den Weg dorthin. Dass du deine Etappensiege feierst und den Prozess als solchen genießt (Lies hier mehr zum Thema: „Alles ist im Fluss und der Weg ist das Ziel. Trust the process.” und auch „Erfolg und Scheitern. Wie uns jede Erfahrung weiter bringt.”)

Keine Angst vor Monstern

Alles im Leben kann sich wie ein Monster anfühlen, vor dem man Angst haben kann. Aber überleg mal, wie oft du schon dachtest, dass du etwas nicht schaffst und es dann doch geschafft hast. Unzählige Male schon! (Lies hier davon, wie ich meine Angst bezwang und den Sprung wagte.) Hauptsache ist doch, dass wir es wenigstens versuchen. Wenn wir da raus gehen und es anpacken, das Leben beim Schopfe packen, fühlen wir uns immer besser. Stärker. Wir wissen und fühlen dann, dass eigentlich alles möglich ist und wir alles machen können, was wir uns vornehmen. Dabei ist das Ergebnis fast egal. Wichtig ist nur, dass man sich traut, dem Monster ins Gesicht zu sehen. Denn nur wenn man das tut, kann man es wirklich sehen. Und dann erkennt man meistens, dass das Monster gar nicht so furchterregend, sondern vielleicht sogar ganz niedlich ist.

Deshalb: Lass niemals zu, dass deine Angst stärker ist als deine Träume! Du kannst alles machen, du musst dich nur trauen. Nimm dein Monster an die Hand und geh los und halte vor allem die Versprechen ein, die du dir selbst gibst! Love rules, genauso wie Respect 🙂

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von noemie